zum Thema „Durchforstung mittels Harvestereinsatz im Privatwald“
Fortbildungsveranstaltung der Forstbetriebsgemeinschaft Murrhardt fand regen Zuspruch!
Am 08. Dezember fand von der Forstbetriebsgemeinschaft Murrhardt in Zusammenarbeit mit Revierförster Philipp Dölker eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema: „Durchforstung mittels Harvestereinsatz im Privatwald“ statt. Der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft, Ulrich Kugler, konnte zu der Veranstaltung, die in seinem eigenen Privatwald stattfand, mehr als 50 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen. Mit dieser großen positiven Resonanz hatten die Veranstalter nicht gerechnet.
Revierförster Philipp Dölker erläuterte vor Ort die einzelnen Schritte der Maßnahme.
Hintergrund einer solchen Maßnahme ist, laut Philipp Dölker, hauptsächlich folgendes: Die zunehmenden Hitze- und Trockenperioden im Klimawandel bringen für die Forstwirtschaft große Herausforderungen mit sich. Zudem sind gerade Fichtenbestände aus den 70er Jahren häufig in der Vergangenheit zu schwach durchforstet worden. Dies hat zur Folge, dass die Kronenansätze sehr hoch sind. Daraus resultiert eine geringe Stabilität und Vitalität der Einzelbäume. Der hohe Prozentsatz an Nadelholz und die häufige Homogenität der Wälder im Bereich um Murrhardt führen zu einer hohen Anfälligkeit von Schadereignissen (Sturm, Dürre, Käfer).
Daraus resultieren folgende Maßnahmen: Um die Stabilität und Versorgung der Bestände, und damit der Einzelbäume, zu verbessern müssen die Wälder regelmäßig und konsequent durchforstet werden. Das Ziel dieser Durchforstungen ist die Stabilisierung der Einzelbäume im möglichen Rahmen bei gleichzeitiger Erhaltung der Bestandesstabilität. Des Weiteren können nur durch eine gezielte Förderung seltene Baumarten im Bestand erhalten werden. Durch die Entnahme von einzelnen wuchsunterlegenen Bäume wird zudem die Wasserversorgung der verbleibenden Bäume für die nächsten Jahre verbessert (da die gleiche Menge an Regen auf weniger Bäume verteilt werden muss). Daher gilt für die Durchforstung folgende Regel: früh, mäßig und regelmäßig.
Zur Vorgehensweise erläuterte Philipp Dölker, dass er als ersten Schritt sich mit den Gegebenheiten vertraut macht. Dazu gehört für ihn ein Ablaufen der Grenzen, damit klar ist, was zu dem Bestand gehört, der durchforstet werden soll. Anschließend werden die Rückegassen festgelegt. Dabei wird versucht, bestehende Fahrwege zu nutzen oder ggf. zu erweitern. Danach kommt das Auszeichnen der Bäume, die gefällt werden sollen. Dabei gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Auch bei der vorgestellten Fläche hat Revierförster Dölker sozusagen nach zwei verschiedenen Arten die zu fällenden Bäume ausgezeichnet. Zum einen gibt es das sogenannte „freie Auszeichnen“. Dabei wird der Bestand begangen und die zu entnehmenden Bäume werden markiert. Die andere Möglichkeit ist die, dass zuerst die sogenannten Z-Bäume (Zukunfts-Bäume) festgelegt werden, die bestehen bleiben sollen. Danach werden die zu entnehmenden Bäume rings um den Z-Baum entsprechend markiert.
Zu den technischen Möglichkeiten erläutert Philipp Dölker folgendes:
Die hier vorhandenen Bestände (die an einer Vielzahl von Flächen vorzufinden sind) sind in der Regel geprägt durch lange und schwache Fichten und eine hohe Stammzahl. Dies bringt für die Holzernte Probleme mit sich. Eine große Anzahl der Bäume muss bei der motormanuellen Holzernte mit der Seilwinde zu Fall gebracht werden. Zudem muss die Seilwinde sehr häufig neu positioniert werden, damit das Seil für die Rückung nicht die verbleibenden Bäume beschädigt. Weiterhin ist es oftmals nicht möglich die Bäume als ganzen Stamm zu rücken, sondern es können nur die einzelnen Fixlängen gerückt werden. Dies erhöht den Aufwand für das Beiseilen deutlich.
An dieser Stelle muss im Sinne der Wirtschaftlichkeit und der Arbeitssicherheit an den Einsatz des Harvesters (Holzvollernters) gedacht werden. Der Vorteil eines kombinierten Verfahrens mit motormanueller und mechanisierter Aufarbeitung ist, dass in einem Bereich von rund zehn Metern vom Rückegassenrand die Bäume vollmechanisiert vom Harvester gefällt und aufgearbeitet werden können. Ist der Wald ausreichend in einem Abstand von vierzig Metern mit Rückegassen erschlossen, verbleibt nur noch ein Mittelblock mit zwanzig Metern, welcher motormanuell zugefällt werden muss.
Hierbei entfällt auch die Entastung und Sortimentseinteilung der Bäume des Mittelblocks. Diese Aufgabe wird ebenfalls vom Harvester übernommen. Hierdurch erreicht man gerade in schwächeren Beständen eine hohe Schlagzahl. Zudem konzentriert man durch die Reduzierung der Rückegassenabstände auf vierzig Meter die Befahrung auf lediglich zehn Prozent der Bodenfläche. Bei einem Rückegassenabstand von zwanzig Metern (vollmechanisiertes Verfahren) erhöht sich die befahrene Fläche auf zwanzig Prozent. Dies ist neben dem Verlust an produktiver Fläche auch im Sinne der Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels wichtig zu beachten. Die Niederschläge können nur im unverdichteten Boden versickern und sind so für die Wurzeln erreichbar.
Im Zuge der Waldbegehung konnten sich die Teilnehmer ein Bild von den geschilderten Umständen machen. Zudem war der Baumbestand während der Begehung schon teilweise bearbeitet, so dass man einen guten „Vorher-Nachher-Vergleich“ sehen konnte. Anschließend erfolgte eine kurze Vorführung des im Bestand arbeitenden Harvesters.
Im Laufe der Diskussion während der Begehung ging Philipp Dölker auch auf die Gestaltung des Holzsortimentes sowie die Standortwahl für einzelne Baumarten ein. Wichtig ist hierbei immer die vorherige Rücksprache mit dem zuständigen Revierförster, der zum einen über die Aushaltungskriterien des Holzsortiments als auch zur Standortwahl von Baumarten Aussagen machen kann. Zudem kann der örtliche Revierleiter auch den Kontakt zu entsprechenden Unternehmen, die mittels Harvester die Holzernte vornehmen können, herstellen bzw. vermitteln.
Als Möglichkeiten für die Waldbesitzer erläuterte Philipp Dölker folgendes:
Sie als Waldbesitzer können in Rücksprache mit dem Harvesterunternehmer einige Aufgaben des Hiebes übernehmen und hierdurch die Kosten der Aufarbeitung, aber auch ihren persönlichen Zeitaufwand reduzieren. Es besteht die Möglichkeit, dass das Zufällen des Mittelblocks von ihnen übernommen wird. Hierdurch entsteht für den Unternehmer den Vorteil, dass mit einer einmaligen Überfahrt alles Holz auf einmal geschnitten werden kann. Anschließend braucht das Holz nur noch vom Rückezug gerückt werden. Wichtig hierbei ist eine enge Abstimmung mit dem Harvesterunternehmer.
Im Anschluss an die bei nasskaltem Wetter statt gefundene Fortbildungsveranstaltung bestand die Möglichkeit, sich bei einem Glühwein und einen Handvesper vor Ort unter den anwesenden Kollegen auszutauschen, was rege Zustimmung fand. Als ergänzende Maßnahme ist vorgesehen, dass nach Abschluss der Durchforstung eine Berechnung erstellt wird, wie die Kosten für den Waldbesitzer sind, bzw. welche Beträge für den Waldbesitzer unter dem Strich (anhand der gezeigten Durchforstungsmaßnahme) verblieben sind. Diese Ergebnisse werden zu gegebener Zeit auf der Homepage der FBG Murrhardt (fbg-murrhardt.de) veröffentlicht.
Eure FBG Murrhardt
Bilder von Matthias Gruber